Lehrveranstaltungen
König Herodes < Link >
Übung WiSe 2024/2025
Donnerstags 8 Uhr c.t.
Beginn: 10.10.2024
Raum: Heinrich-von-Kleist.-Str. 22-28 - 1.013
Kommentar:
Herodes herrschte von 37 v. Chr. bis zu seinem Tod im Jahr 4 v. Chr. als römischer Klientelkönig über Judäa. Er pflegte enge Beziehungen zu Marcus Antonius, wechselte jedoch nach der Schlacht bei Actium ins Lager Octavians. Während seiner Herrschaft stand er innen- und außenpolitisch unter einem besonderem Legitimationsdruck. Er gab in dieser Zeit besondere Baumaßnahmen in Auftrag, darunter die Erweiterung des Jerusalemer Tempels. In der Sukzessionsfrage änderte er mehrfach seine Position und scheiterte letztlich daran, für eine erfolgreiche Machtübergabe zu sorgen. Die Quellen zeichnen ein facettenreiches Bild des Herodes. Einige Autoren loben seine Herrschaft (z. B. Nikolaos von Damaskus), andere betrachten ihn kritischer. Die christliche Tradition schreibt ihm sogar den Kindermord in Bethlehem zu (Mt 2), der wahrscheinlich jedoch nicht historisch ist.
Am ausführlichsten berichtet das Geschichtswerk Antiquitates Judaicae des Flavius Josephus (ca. 37-100) über das Königtum des Herodes (Bücher 14-17). Die Studierenden werden weite Teile der „Jüdischen Altertümer“ lesen und diese mit anderen Quellen zu Herodes in Beziehung setzen. Sie untersuchen, mit welchen Herausforderungen er als Klientelkönig zwischen den Großreichen seiner Zeit konfrontiert war. Am Ende des Semesters werden die Studierenden ihre Kenntnisse zu den internationalen Beziehungen des ausgehenden ersten Jh. v. Chr. erweitert und die Herrschaft des hellenistisch geprägten jüdischen Königs auf Roms Gnaden näher beleuchtet haben.
Literatur:
Ernst Baltrusch, Herodes. König im Heiligen Land, München (2. Aufl.) 2020; Klaus Bringmann, Die Geschichte der Juden im Altertum. Vom babylonischen Exil bis zur arabischen Eroberung, Stuttgart 2005; Linda-Marie Günther (Hrsg.), Herodes und Rom, Stuttgart 2007; Linda-Marie Günther, Herodes der Große, Darmstadt 2005.
Antike Verfassungsdiskussionen - Einzelansicht < Link >
Übung SoSe 2024
Donnerstags 8 Uhr c.t.
Beginn: 11.04.2024
Hauptgebäude - Übungsraum 2, VZ
Kommentar:
Vielfach wurde in der Antike über die Frage nach der besten Verfassung diskutiert. Im fünften Jahrhundert v. Chr. hat Herodot in seinen Historien die erste Verfassungsdebatte in das alte Persien projiziert, wo über die Vorzüge des Königtums, der Aristokratie und der Isonomie diskutiert worden sein soll. Einige Jahrzehnte später ist Platon in seiner Politeia zusätzlich auf die Nachteile der einzelnen Verfassungen eingegangen. In seinem Werk war die Idee eines Kreislaufs der Verfassungen angelegt, die sein Schüler Aristoteles einige Zeit später ausgearbeitet hat. Polybios wiederum hat im zweiten Jahrhundert v. Chr. die Vorteile der Mischverfassung hervorgehoben, die Elemente der drei Einzelverfassungen Monarchie, Aristokratie und Demokratie verbindet. Als die römische Republik im ersten Jahrhundert v. Chr. in eine politische Krise geriet, hat Cicero in seinem Werk De re publica die griechischen Konzepte aufgegriffen, um darzulegen, was die römische Verfassung ausmacht. Offenbar bauten die Ideen der verschiedenen antiken Autoren aufeinander auf, sodass sich eine Tradition der Verfassungsdiskussion herausarbeiten lässt.
Im Rahmen der Übung werden die Studierenden Auszüge der antiken Verfassungsdiskussionen lesen und ihre Besonderheiten diskutieren. Zudem werden sie untersuchen, was die Quellen über die politischen Vorstellungen und Verhältnisse ihrer jeweiligen Zeit aussagen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen im Laufe des Semesters zentrale staatstheoretische Schriften der Antike kennen. Außerdem eignen sie sich durch Hausaufgaben und Referate Grundlagenwissen zu den sozialen und politischen Verhältnissen der Antike an.
Literatur:
Jochen Bleicken, Die Verfassung der Römischen Republik – Grundlagen und Entwicklung, Paderborn 2008; Klaus Bringmann, Die Verfassungsdebatte bei Herodot 3,80-82 und Dareios‘ Aufstieg zur Königsherrschaft, in: Hermes 104.3, 1976, 266-279; Alexander Demandt, Der Idealstaat. Die politischen Theorien der Antike, Wien/Köln/Weimar 2019; Henning Ottmann, Geschichte des politischen Denkens – Von den Anfängen bei den Griechen bis auf unsere Zeit, Bd. 2.1: Die Römer, Stuttgart/Weimar 2002; Stephan Podes, Polybios’ Anakyklosis-Lehre, diskrete Zustandssysteme und das Problem der Mischverfassung, in: Klio 73, 1991, 382-390; Wolfgang Will, Herodot und Thukydides. Die Geburt der Geschichte, München 2015.
Ciceros Vorstellung vom Idealstaat < Link >
Übung WiSe 2023/24
Donnerstags 8 Uhr c.t.
Beginn: 12.10.2023
Hauptgebäude - Übungsraum 2, VZ
Kommentar:
Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) entwickelte seine Vorstellung vom besten „Staat“ in einer Zeit, in der sich die res publica in einer Krise befand. Auseinandersetzungen um die Ackerverteilung hatten das römische Reich ab 133 v. Chr. in eine Phase der Bürgerkriege geführt. In die Lebenszeit Ciceros fallen der Bundesgenossenkrieg, die Diktatur Sullas, das erste Triumvirat und der Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius. Als homo novus, also erster Vertreter seiner gens, der das Amt des Konsuls bekleidete, rühmte sich Cicero dafür, eine der zahlreichen Krisen des 1. Jh. v. Chr. bewältigt zu haben. Im Jahr 63 v. Chr. gelang es ihm auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere, die sogenannte Catilinarische Verschwörung niederzuschlagen.
Die Krisen des 1. Jahrhunderts v. Chr. hatten Einfluss auf das politische Denken Ciceros. Anders als in der griechischen Philosophie ging Cicero bei seinen Überlegungen über das beste Gemeinwesen nicht von der abstrakten Idee des Staats aus, sondern von der bestehenden römischen Republik. Ciceros Vorstellung vom Idealstaat drückt sich insbesondere in der staatstheoretischen Abhandlung „De re publica“ aus, die er vermutlich zwischen 54 und 51 v. Chr. verfasst hat.
Im Laufe der Lehrveranstaltung werden regelmäßig Auszüge aus den Schriften Ciceros zu lesen und zu diskutieren sein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen dadurch eine der wichtigsten staatstheoretischen Schriften der Antike kennen. Außerdem eignen sie sich durch Hausaufgaben und Referate Grundlagenwissen zu den sozialen und politischen Verhältnissen der späten römischen Republik an.
Literatur:
Jochen Bleicken, Die Verfassung der Römischen Republik – Grundlagen und Entwicklung, Paderborn 2008; Klaus Bringmann, Cicero, Darmstadt 2010; Christian Habicht, Cicero der Politik, München 1990; Thomas N. Mitchell, Cicero: The Ascending Years,New Haven/London 1991; Olof Gigon, Studien zu Ciceros De republica, in: Olof Gigon (Hg.), Die antike Philosophie als Maßstab und Realität, Zürich/München 1977, S. 208–355; Henning Ottmann, Geschichte des politischen Denkens – Von den Anfängen bei den Griechen bis auf unsere Zeit, Bd. 2.1: Die Römer, Stuttgart/Weimar 2002; Wilfried Stroh, Cicero – Redner, Staatsmann, Philosoph, München 2008.
De re publica < Link >
Übung SoSe 2023
Donnerstags 8 Uhr c.t.
Beginn: 13.04.2023
Hauptgebäude - Übungsraum 2. VZ 082
Kommentar:
Als der Einfluss des ehemaligen Konsuls Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) innerhalb der römischen Republik geschwächt war, konzentrierte er sich auf die Rhetorik und Philosophie und verfasste sein politisches Hauptwerk ‚De re publica‘ (54-52). Die aus sechs Büchern bestehende staatstheoretische Abhandlung hatte Einfluss auf die politische Entwicklung Roms und wurde noch in der Spätantike rezipiert, bevor sie für Jahrhunderte weitgehend verloren ging. Erst im 19. Jh. wurde das Werk zu größeren Teilen auf einem Palimpsest wiederentdeckt.
‚De re publica‘ ist in Form eines platonischen Dialogs verfasst und zeitlich im Jahr 129 v. Chr. verortet. In dem Werk geht es um die Frage nach der besten Staatsform. Gegenüber früheren Verfassungsdiskussionen (u. a. Herodot und Platon) zeichnet es sich durch eine Verschränkung von tagespolitischer und philosophischer Reflexion aus.
Im Zentrum der Lehrveranstaltung steht die Lektüre von Ciceros ‚De re publica‘. Um regelmäßig Textabschnitte vorbereiten und im Plenum diskutieren zu können, sollten die Studierenden über eine zweisprachige Ausgabe des Werks verfügen (bspw. die Reclam oder Tusculum Ausgabe). Im Laufe des Semesters lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine der wichtigsten staatstheoretischen Schriften der Antike kennen. Außerdem eignen sie sich durch Hausaufgaben und Referate Grundlagenwissen über die späte römische Republik an (Magistraturen, Volksversammlungen, Senat, Stände, Bürgerkriege und Bundesgenossenkrieg etc.).
Literatur:
Jochen Bleicken, Die Verfassung der Römischen Republik – Grundlagen und Entwicklung, Paderborn 2008; Klaus Bringmann, Cicero, Darmstadt 2010; Karl Büchner, M. Tullius Cicero, De re publica: Kommentar, Heidelberg 1984; Olof Gigon, Studien zu Ciceros De republica, in: Olof Gigon (Hg.), Die antike Philosophie als Maßstab und Realität, Zürich/München 1977, 208–355; Henning Ottmann, Geschichte des politischen Denkens, Von den Anfängen bei den Griechen bis auf unsere Zeit, Bd. 2.1: Die Römer, Stuttgart/Weimar 2002; Wilfried Stroh, Cicero – Redner, Staatsmann, Philosoph, München 2008.
Investitur, Triumph und Kulthandlung: Sasanidische Felsbilder und Inschriften < Link >
WiSe 2022/23
Donnerstags 8 Uhr c.t.
Beginn: 13.10.2022 - 02.02.2023
Hauptgebäude - Übungsraum 2, VZ
Kommentar:
Forschungsfragen zu den Sasaniden sind häufig mit zwei Herausforderungen verbunden. Erstens kann eine auf Griechenland und Rom konzentrierte altertumswissenschaftliche Ausbildung dazu verleiten, die Geschichte des neupersischen Reiches auf die römisch-sasanidischen Kriege zu reduzieren. Zweitens ist in den meisten persischen Quellen durch den Fokus auf den Großkönig eine personenzentrierte Perspektive angelegt. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, nehmen die Studierenden im Rahmen der Übung die Verhältnisse der frühen Sasanidenzeit in den Blick (3. bis 4. Jh.). Sie reflektieren bei der Untersuchung ausgewählter epigraphischer Zeugnisse und Felsbilder die Zentrierung auf den Großkönig und fragen nach der Rolle der anderen Akteure, die in Zusammenhang mit der Investitur, dem Triumph und den Kulthandlungen des Herrschers erwähnt bzw. sichtbar werden. Für die Untersuchung eignen sich neben den Inschriften von Sapur I. (240-270) an der Kaʿbe-ye Zardost und Narseh (293-302) in Paikuli beispielsweise die Investitur-Reliefs von Ardasir (224-240) in Firuzabad und Naqs-e Rajab. Die Studierenden arbeiten auf der Grundlage von Abbildungen der Felsbilder und Übersetzungen der Inschriften. Am Ende des Semesters werden sie ihre analytischen Fähigkeiten geschärft und ihr Grundlagenwissen zur Spätantike erweitert haben.
Literatur:
R. J. Bonner, The Last Empire of Iran, Piscataway 2020; Daryaee, Sasanian Persia. The Rise and Fall of an Empire, London/New York 2009; H. Humbach/P. O. Skjærvø, The Sassanian Inscription of Paikuli (Part 3.1), München 1983; P. Huyse, Die dreisprachige Inschrift Sabuhrs I. an der Kaʿba-i Zardust (SKZ), 2 Bd. (Corp. Iscrip. Iran. 3.1), London 1999; W. Hinz, Die Felsreliefs Ardashirs I., Altiranische Funde und Forschungen, Berlin/Boston 2019, S. 115-144; Meyer, Marion: Die Felsbilder Shapurs I., in: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts 105, 1990, 237-277; J. Wiesehöfer (Hg.), Eran und Aneran. Studien zu den Beziehungen zwischen dem Sasanidenreich und der Mittelmeerwelt, Stuttgart 2006; J. Wiesehöfer, Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Düsseldorf 2005; E. Winter/B. Dignas, Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz, Berlin 2001.
Julians Perserfeldzug: Die Sasaniden in den römischen Quellen < Link >
Übung SoSe 2022
Donnerstags 8 Uhr c.t.
Beginn: 07.04.2022
Hauptgebäude - 2.082
Kommentar:
Nachdem Julian im Jahre 360 von seinen Truppen zum Augustus ausgerufen worden war, brach er Mitte 362 in den Osten auf, um Krieg gegen die Sasaniden zu führen. Vielleicht sollte der Feldzug gegen den auswärtigen Feind die Herrschaft im Inneren konsolidieren. Durch eine Nachahmung der Taten Alexanders (Imitatio) versprach sich der römische Kaiser möglicherweise, Prestige zu gewinnen. Gleichwohl ging dieser Plan nicht auf. Julian lehnte ein Friedensangebot des Sasanidenkönigs Sapur II. (lat. Sapor) ab und eröffnete im März 363 den Krieg. Zwar konnten die römischen Soldaten eine frühe Schlacht für sich entscheiden, die Einnahme der bedeutenden Stadt Ktesiphon gelang ihnen jedoch nicht. Auf dem Rückzug erlag Julian nach einem der zahlreichen Gefechte seinen Verletzungen. Unter den Römern, die dem Kaiser in den Osten gefolgt waren, war der Historiograph Ammianus Marcellinus, der ausführlich über Julian berichtete und die lateinische Prosa mit den Res gestae zu einem letzten Höhepunkt in der Spätantike führte. Das Geschichtswerk Ammians bildet die wichtigste Quelle für den Perserfeldzug Julians.
Julian, der den christlichen Glauben zugunsten der alten paganen Götter aufgegeben hatte und daher in christlichen Quellen als Iulianus Apostata bekannt ist, wurde in der Forschung überwiegend in Zusammenhang mit den religiösen Verhältnissen in Rom betrachtet. Im Zentrum dieser Übung steht die Lektüre und Untersuchung der Res gestae, insb. der Bücher 20 bis 25. Dabei soll es darum gehen, Julians Perserfeldzug in die sasanidische Geschichte einzuordnen. Weiterhin soll analysiert werden, wie die Sasaniden von Ammian dargestellt wurden. Die Studierenden werden im Laufe des Semesters ihr Grundlagenwissen zur Alten Geschichte erweitern, indem sie sich Kenntnisse der römisch-persischen Beziehungen aneignen. Sie setzen sich mit einem zentralen historiographischen Text der Spätantike auseinander und üben dabei die kritische Betrachtung antiker Quellen.
Literatur:
M. R. J. Bonner, The Last Empire of Iran, New Jersey 2020; D. Brodka, Ammianus Marcellinus. Studien zum Geschichtsdenken im vierten Jahrhundert n. Chr., Krakau 2009; G. Kelly, Ammianus Marcellinus. The Allusive Historian, Cambridge u.a. 2008; M. Giebel, Kaiser Julian Apostata. Die Wiederkehr der alten Götter, Düsseldorf/Zürich 2002; K. Rosen, Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser, Stuttgart 2006; K. Schippmann, Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches, Darmstadt 1990; H. Teitler, The Last Pagan Emperor. Julian the Apostate and the War against Christianity, Oxford 2017; S. Tougher, Julian the Apostate, Edinburgh 2007; J. Wiesehöfer, Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Düsseldorf 2005.
Sasanidisches Königtum und zoroastrische Identität [ Link ]
Proseminar WiSe 2021/2022
Digitale Veranstaltung
Donnerstags 8 Uhr c.t.
Beginn: 14.10.2021
Kommentar:
Mit seiner Machtübernahme auf dem Boden des alten Partherreiches stand Ardasir im Jahre 224 am Anfang einer Dynastie, die bis zur islamischen Expansion im 7. Jahrhundert weite Teile Vorderasiens beherrschte. Die Könige dieses Herrscherhauses beriefen sich auf den Stammvater Sasan und sind deswegen als Sasaniden bekannt. Im Vergleich mit anderen Dynastien, die in Kontakt mit der griechisch-römischen Welt standen, ist die Quellenlage zu den Sasaniden günstig. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit ihnen bietet die besondere Möglichkeit, spätantike Ereignisse und Strukturen aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen. Über die sasanidische Perspektive berichten Königsinschriften wie Sapurs Tatenbericht auf der Kaʿbe-ye Zartost (auch bekannt als Res Gestae Divi Saporis) sowie die Paikuli-Inschrift des Narseh. Dazu kommen bildliche Überlieferungen wie die Felsreliefs in Naqs-e Rostam und frühislamische Geschichtsschreiber wie Tabari, der sasanidische Quellen verwendet hat. Über die griechisch-römische Perspektive berichten wiederum die Historia Augusta und Autoren wie Ammianus Marcellinus und Prokop von Caesarea.
Diese unterschiedlichen Perspektiven gilt es im Rahmen der Lehrveranstaltung zu untersuchen. Die Studierenden befassen sich mit Quellen, die Auskunft über das sasanidische Königtum geben. Sie analysieren, welchen Stellenwert religiöse Vorstellungen, allen voran zoroastrisches Gedankengut, für die Identitätskonstitution der Dynastie hatten. Im Laufe des Semesters eignen sich die Studierenden Kenntnisse zur Spätantike und den römisch-sasanidischen Beziehungen an. Dabei üben sie grundlegende Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte.
Literatur:
M. R. J. Bonner, The Last Empire of Iran, New Jersey 2020; T. Daryaee, Sasanian Persia. The Rise and Fall of an Empire, London/New York 2009; P. Huyse, Die dreisprachige Inschrift Sabuhrs I. an der Kaʿba-i Zardust (SKZ), 2 Bd. (Corp. Iscrip. Iran. 3.1), London 1999; E. Kettenhofen, Die römisch-persischen Kriege des 3. Jahrhunderts n. Chr. nach der Inschrift Sahpurs I. an der Kaʿbe-ye Zartost (SKZ), Wiesbaden 1982; P. Pourshariati, Decline and Fall of the Sasanian Empire. The Sasanian-Parthian Confederacy and the Arab Conquest of Iran, London 2008; K. Schippmann, Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches, Darmstadt 1990; S. Shahbazi, Art. Sapur I, in: EncIR, 2002, online: http://www.iranicaonline.org/articles/shapur-i ; J. Wiesehöfer (Hg.), Eran und Aneran. Studien zu den Beziehungen zwischen dem Sasanidenreich und der Mittelmeerwelt, Stuttgart 2006; J. Wiesehöfer, Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Düsseldorf 2005; E. Winter, Die sasanidisch-römischen Friedensverträge des 3. Jahrhunderts n. Chr. Ein Beitrag zum Verständnis der außenpolitischen Beziehungen zwischen den beiden Großmächten, Frankfurt a. M. 1988; E. Winter/B. Dignas, Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz, Berlin 2001.
Res Gestae Divi Saporis [ Link ]
Übung SoSe 2021
Donnerstags 8 Uhr c.t.
Beginn: 15.04.2021
Kommentar:
Im Zentrum der Übung steht die Untersuchung der Inschrift des Sasanidenherrschers Sapur I. an der Kaʿba-ye Zardost, abgekürzt SKZ. Dieses epigraphische Zeugnis wird seit seiner Entdeckung in den 1930er Jahren in Anlehnung an den Tatenbericht des Augustus (Res Gestae Divi Augusti) auch als Res Gestae Divi Saporis (RGDS) bezeichnet. In Naqs-e Rostam, nahe der alten achaimenidischen Residenzstadt Persepolis, hatte Sapur die Trilingue (Mittelpersisch/Parthisch/Griechisch) in der Zeit zwischen 260 und 262 n. Chr. abfassen lassen, um seine Herrschaft und die drei militärischen Siege gegen die Römer zu rühmen. Indem Sapur den Tatenbericht mit einem aufwendigen Triumphrelief ergänzen ließ, das seine Siege über die römischen Kaiser Philippus Arabs (Friedensdiktat im Jahre 244) und Valerian (Gefangennahme im Jahre 260) veranschaulichte, griff der Sasanide eine alte Tradition der Achaimeniden auf.
Ziel der Übung ist es, zu untersuchen, worauf Sapur I. die Konflikte zurückführte, womit er seine Erfolge erklärte und wie er sich als König darstellte. Die Bearbeitung dieser Fragestellungen soll Aussagen zu den Charakteristika der Sasanidenherrschaft ermöglichen.
Im Laufe des Semesters setzen sich die Studierenden mit einem Zeugnis auseinander, das die seltene Möglichkeit bietet, eine romfeindliche Perspektive zu untersuchen. Sie werden die RGDS mit Darstellungen in römisch-griechischen Überlieferungen (wie die Historia Augusta oder die Historía Néa des Zosimos) vergleichen und dadurch Besonderheiten der Königsinschrift herausarbeiten können. Durch die Auseinandersetzung mit einer der wichtigsten Quellen für die römisch-sasanidischen Beziehungen vertiefen die Studierenden ihr Grundlagenwissen zur Spätantike.
Literatur:
The Rise and Fall of an Empire, London/New York 2009; P. Huyse, Die dreisprachige Inschrift Sabuhrs I. an der Kaʿba-i Zardust (SKZ), 2 Bd. (Corp. Iscrip. Iran. 3.1), London 1999; E. Kettenhofen, Die römisch-persischen Kriege des 3. Jahrhunderts n. Chr. nach der Inschrift Sahpurs I. an der Kaʿbe-ye Zartost (SKZ), Wiesbaden 1982; P. Pourshariati, Decline and Fall of the Sasanian Empire. The Sasanian-Parthian Confederacy and the Arab Conquest of Iran, London 2008; K. Schippmann, Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches, Darmstadt 1990; S. Shahbazi, Art. Sapur I, in: EncIR, 2002, online: http://www.iranicaonline.org/articles/shapur-i ; J. Wiesehöfer (Hg.), Eran und Aneran. Studien zu den Beziehungen zwischen dem Sasanidenreich und der Mittelmeerwelt, Stuttgart 2006; J. Wiesehöfer, Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Düsseldorf 2005; E. Winter, Die sasanidisch-römischen Friedensverträge des 3. Jahrhunderts n. Chr. Ein Beitrag zum Verständnis der außenpolitischen Beziehungen zwischen den beiden Großmächten, Frankfurt a. M. 1988; E. Winter/B. Dignas, Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz, Berlin 2001.
Das Achaimenidenreich: Königtum, Identitätskonstruktion, Verwaltung [ Link ]
Übung WiSe 2020/21
Donnerstags 8 Uhr c.t.
Beginn: 29.10.2020
Kommentar:
Thronfolgestreitigkeiten waren ein strukturelles Problem im Reich der Achaimeniden, die von 559 bis 330 v. Chr. über weite Teile Vorderasiens herrschten. Dareios bezwang neun Gegenkönige, bevor er xsayaθiya vazrka („großer König“) wurde. Artaxerxes ließ seinen eigenen Bruder töten, nachdem jener zuerst versucht hatte, das Königtum an sich zu reißen. Die Dynastie endete schließlich mit Dareios III., der sein Leben durch die Hand seines Verwandten Bessos verlor, bevor Alexander das persische Erbe für sich beanspruchte.
konstruierten diejenigen unter den Achaimeniden, die lange genug am Leben blieben, ihre königliche Identität? Welche Rolle spielte dabei der zoroastristische Glaube? Was verraten die achaimenidischen Keilschriften wie der Kyros-Zylinder und die Bisutun-Inschrift des Dareios in Bezug auf Selbstdarstellung, Königstitulatur und Herrschaftsgebiet? Lassen sich die Quellen mit den griechischen Parallelüberlieferungen von Herodot, der über Dareios berichtete, und Xenophon, der in den Thronfolgekonflikt zwischen Artaxerxes und Kyros den Jüngeren involviert war, in Einklang bringen?>
Die Teilnehmer:innen setzen sich auf Grundlage von Editionen und Übersetzungen mit den achaimenidischen Keilschriften und den historiographischen Parallelüberlieferungen auseinander. Bei der Untersuchung der Frage nach der Identitätskonstruktion der Achaimeniden üben sie den wissenschaftlichen Umgang mit Quellen. Am Ende des Semesters werden die Studierenden ihr Grundlagenwissen zur Alten Geschichte erweitert und erste Erfahrungen mit einer für viele bisher unbekannten Quellengattung (Keilschriftentexte) gesammelt haben.
Literatur:
R. Borger, Der Kyros-Zylinder, in: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments 1.4, 1984, 407-410; P. Briant, From Cyrus to Alexander, Winona Lake 2002; CAH Bd. 4: Greece and the Western Mediterranean. c. 525 to 479 BC, 2. Aufl. 1988; R. Schmitt, Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung, Wiesbaden 2009; R. Schmitt, Art. Achaemenid Dynasty, in: Encyclopædia Iranica 1.4, 1983, 414-426 (online: http://www.iranicaonline.org/articles/achaemenid-dynasty); F. H. Weißbach, Die Keilinschriften der Achämeniden, Leipzig 1911; J. Wiesehöfer, Das frühe Persien. Geschichte eines antiken Weltreichs, München 1999; J. Wiesehöfer, Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Düsseldorf 2005.
Persische Königsinschriften [ Link ]
Übung SoSe 2020
Donnerstas 8 Uhr c.t.
Beginn: 24.04.2020
Kommentar:
Im antiken Persien (oder besser: im alten Iran) hatte es mit Königslisten und dynastischen Hofgeschichten frühe Formen von Geschichtsschreibung gegeben, doch diese sind im Zuge der vielen Eroberungen des Gebietes, wie diejenige des makedonischen Herrschers Alexander im 4. Jh. v. Chr. und der arabischen Umayyaden im 7. Jh. n. Chr., verloren gegangen. Dafür sind zahlreiche Inschriften erhalten, die von Herrschern der Achaimeniden (6.-4. Jh. v. Chr.) und Sasaniden (3.-7. Jh. n. Chr.) in Auftrag gegeben wurden. Zu den bekanntesten dieser epigraphischen Zeugnisse zählen die trilinguale Behistun-Inschrift (Persisch/Elamisch/Babylonisch) des achaimenidischen Großkönigs Dareios, die nach 522 v. Chr. fertiggestellt wurde, sowie die (ebenfalls dreisprachigen) Res Gestae Divi Saporis bzw. Sapurs Kaʿba-ye Zardost (Mittelpersisch/Parthisch/Altgriechisch) aus der Zeit zwischen 260 und 262. Bei diesen Königsinschriften handelt es sich um Tatenberichte, die durch Bildreliefs mit Triumphdarstellungen der siegreichen Herrscher ergänzt wurden.
Die Lehrveranstaltung richtet sich an fortgeschrittene Studierende, die sich mit den Traditionen antiker Tatenberichte und dem Zusammenwirken von Bild- und Schriftquellen beschäftigen wollen. Die Teilnehmer*innen setzen sich auf der Grundlage von Editionen und Übersetzungen mit den altiranischen Inschriften und ihren griechisch-römischen Parallelüberlieferungen auseinander. Sie üben den wissenschaftlichen Umgang mit Quellen, indem sie – unter Zuhilfenahme von Kommunikationstheorien – die Besonderheiten der Königsinschriften herausarbeiten. Dabei beschäftigen sie sich mit der Frage nach der Textgattung und mit dem Charakter der Überlieferungen (Propaganda, Selbstdarstellung und Repräsentation). Im Laufe der Übung lernen die Studierenden auch Details zur Entzifferungsgeschichte der altpersischen Keilschrift durch Henry Creswicke Rawlinson im 19. Jh.
Literatur:
Daryaee, T., Sasanian Persia. The Rise and Fall of an Empire, London/New York 2009; Huyse, P., Die dreisprachige Inschrift Sabuhrs I. An der Kaʿba-i Zardust (SKZ), 2 Bd. (Corp. Iscrip. Iran. 3.1), London 1999; Kettenhofen, E., Die römisch-persischen Kriege des 3. Jahrhunderts n. Chr. Nach der Inschrift Sahpurs I. an der Kaʿbe-ye Zartost (SKZ), Wiesbaden 1982; Pourshariati, P., Decline and Fall of the Sasanian Empire. The Sasanian-Parthian Confederacy and the Arab Conquest of Iran, London 2008; Schippmann, K., Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches, Darmstadt 1990; Schmitt, R., Die altpersischen Inschriften der Achaimeniden. Editio minor mit deutscher Übersetzung, Wiesbaden 2009; Shahbazi, S. Art. Sapur I, in: EncIR, 2002, online: http://www.iranicaonline.org/articles/shapur-i ; Weber, G./Zimmermann, M., (Hrsg.), Propaganda – Selbstdarstellung – Repräsentation im römischen Kaiserreich des 1. Jhs. n. Chr., Stuttgart 2003; Weißbach, F. H., Die Keilinschriften der Achämeniden, Leipzig 1911; Welwei, K.-W., Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis zum Beginn des Hellenismus, Paderborn 2011; Wiesehöfer, J. (Hrsg.), Eran und Aneran. Studien zu den Beziehungen zwischen dem Sasanidenreich und der Mittelmeerwelt, Stuttgart 2006; Wiesehöfer, J., Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Düsseldorf 2005; Winter, E., Die sasanidisch-römischen Friedensverträge des 3. Jahrhunderts n. Chr. Ein Beitrag zum Verständnis der außenpolitischen Beziehungen zwischen den beiden Großmächten, Frankfurt a. M. 1988; Winter, E./Dignas, B., Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz, Berlin 2001.
Marx und die Antike [ Link ]
Übung WiSe 2019/20
Mittwochs 16 Uhr
Beginn: 16.10.2019
Hauptgebäude - 2.082
Kommentar:
Die Antike hatte Karl Marx’ Denken zutiefst geprägt: Nach seinem Studium, das ihn ab 1835 auch an die Universität Bonn geführt hatte, setzte er sich mit Hilfe seiner Griechisch- und Lateinkenntnisse im Zuge seiner Dissertation „Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie“ (1841) intensiv mit der Antike auseinander. Wenn Marx sich in seinem Hauptwerk, dem Kapital (Erstausgabe 1867), lateinischer Weisheiten wie „non olet“, „de te fabula narratur“, oder „quantum mutatus abillo“ bediente, sprach er die Sprache des gebildeten Bürgertums. Neben Erwähnungen der Griechen, Römer und Kelten sowie Alexanders des Großen, des Kirchenvaters Hieronymos, Sisyphus, Cincinnatus und des Gottes Plutus finden sich im Kapital Zitate von Homer, Diodor und Sextus Empiricus, und längere Passagen zu Aristoteles. Offenbar kannte Marx auch die Werke der Altertumswissenschaftler seiner Zeit, allerdings hielt er nicht viel von diesen: In einer Fußnote erwähnte er den mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichneten „Herr[n] Mommsen“ und brachte ihn in Zusammenhang mit dem „Unsinn“ in den Realenzyklopädien des klassischen Altertums. Eine Aussage des Bonner Professors Barthold Georg Niebuhr bezeichnete Marx als „naiv“.
201 Jahre nach dem Geburtstag von Karl Marx untersuchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Übung anhand ausgewählter Quellenund Forschungstexte, welchen Einfluss die Antike auf das Marx’sche Werk hatte. Die Studierenden erschließen, an welchen Stellen, in welchem Zusammenhang und mit welcher Funktion die Antike bei Marx vorkommt. Dabei versuchen sie, sein Denken, wo möglich, getrennt von dem seines engsten Freundes, Friedrich Engels, zu analysieren. Fragestellungen, die sich für eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Marx und der Antike eignen, lauten etwa: Welche Bedeutung haben die Atomisten Demokrit und Epikur für die Entwicklung des Materialismus, inwieweit hat Marx in Hinsicht auf seine Werttheorie auf Aristoteles aufgebaut, und welche Rolle haben der Urkommunismus und die Sklavenarbeit in Rom und Griechenland für das Marx’sche Geschichtsbild? Eine erfolgreiche Teilnahme setzt die regelmäßige Anfertigung schriftlicher Hausaufgaben und Protokolle sowie die Übernahme von Referaten voraus. Nach erfolgreichem Abschluss der Übung werden die Studieren ihre Fähigkeit zur Kritik und Analyse historischer Quellen gefestigt haben.
Literatur:
Wolfgang F. Haug, Art. Marxismus, in: DNP (RWG), online http://dx.doi.org/10.1163/1574-9347_dnp_e1502580, zuerst 2006;
Wolfgang F. Haug, Art. Materialismus, antiker, in: Historisch-Kritisches Wörterbuch des Marxismus (HKWM) 9.1, 2018,151-177;
Eric J. Hobsbawm (Hg.), Introduction, in: Karl Marx, Pre-Capitalist Economic Formations (übers. v. Jack Cohen), London1964;
Georgios Iliopoulos, Art. griechische Antike, in: HKWM 5, 2001, 977-984;
Renate Koppe, Ökonomie und Politik in antiken Gesellschaften. Studien zu Sozialstruktur und Basis-Überbau-Beziehungen in der Polisgesellschaft, Bonn 1991;
Karl Marx, Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie, v.a. Bd.1, maßgebliche Ausgaben: Marx-Engels-Werke (MEW) 23 &Marx-Engels-Gesamtausgabe (MEGA) II.5/II.10;
Winfried Schmitz, Antike Demokratie und Atomistik. Politische Ordnungsvorstellungen im Spiegel antiker Kosmologien, Mainz 2015;
Helmut Seidel, Zum Verhältnis von Karl Marx zu Aristoteles, Leipzig 1979;
Erich Sommerfeld, Zum Verhältnis der Wertlehren von Aristoteles und Marx, in: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung 28,1989, 181-197.
Ammianus Marcellinus und die römisch-persischen Kriege [ Link ]
Übung im SoSe 2019
Donnerstags 8-10 Uhr
Beginn: 04.04.2018
Hauptgebäude - Übungsraum 1, VZ
Kommentar:
Die lateinische Prosa erreichte einen letzten Höhepunkt mit den Res gestae des Ammianus Marcellinus. Nicht unverdient gilt dieser Autor als bedeutendster Geschichtsschreiber der Spätantike. Nach eigener Aussage hatte Ammian den Ablauf der Ereignisse von der Regierung des Kaisers Nerva bis zum Untergang des Valens, also die Phase zwischen 96 und 378, beschrieben (Amm. 31,16,9). Offenbarknüpfte Ammian an das Werk des Historikers Tacitus an, und er übertraf diesen sogar, indem er ein Buch mehr verfasste als sein Vorgänger. Die Bücher 14 bis 31, die von den Res gestae erhalten sind, zählen zu den wichtigsten Überlieferungen der römischen Literatur.
Das Wissen über die Biographie des Ammian beschränkt sich größtenteils darauf, was seiner Schrift zu entnehmen ist: Er war wohl Heide, fand aber trotzdem lobende Worte für das Christentum; er schrieb auf Latein, obwohl er Grieche war; er war Historiograph, hatte aber einst als Soldat am erfolglosen Perserfeldzug des Kaisers Julian teilgenommen.
Die Studierenden nähern sich durch ihre Beschäftigung mit den Res gestae einem bedeutenden Teil der antiken Literatur an, sowie der politischen Geschichte und den Verhältnissen des vierten Jahrhunderts. Dabei werden sie grundlegende Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte üben können. Besonderes Augenmerk soll in der Lehrveranstaltung auf die Beschreibungen des Ammian über die römisch-persischen Kriege gelegt werden.
Literatur:
Michael von Albrecht, Geschichte der römischen Literatur: von Andronicus bis Boethius (mit Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Neuzeit), Bd. 2, München 21994; D. Brodka, Ammianus Marcellinus. Studien zum Geschichtsdenken im vierten Jahrhundert n. Chr., Krakau 2009; Manfred Fuhrmann, Geschichte der römischen Literatur, Stuttgart 2005; G. Kelly, Ammianus Marcellinus. The Allusive Historian, Cambridge u.a. 2008.
Konstantinopel und die Anfänge des Oströmischen Reiches [ Link ]
Proseminar im WiSe2018/2019
Donnerstags 16-18 Uhr
Beginn: 11.10.2018
Hauptgebäude - 3.074
Kommentar:
Die große Stadt im östlichen Mittelmeerraum war im Laufe der Geschichte unter verschiedenen Namen bekannt: Anfangs hieß sie Byzantion, zeitweise nannte man sie Néa Rhóme oder Deutéra Rhóme, später Alma Roma oder auch Altera Roma, heute schließlich Istanbul. Der Name, den sie am längsten hatte, geht auf Konstantin („den Großen“) zurück. Dieser nahm als erster römischer Kaiser den christlichen Glauben an und verlegte seine Hauptresidenz 330 an den Bosporus: Für mehr als 1100 Jahre hieß die Stadt dann Konstantinopel. Nach dem Tod des Theodosius und der endgültigen Teilung des römischen Reiches im Jahre 395 ist Konstantinopel stets Sitz des oströmischen beziehungsweise byzantinischen Kaisers gewesen. Insgesamt regierten dort von Arcadius bis Justinian, welchen man ans Ende der Antike stellen kann, neun Herrscher.
Obwohl die Phase zwischen Konstantin und Justinian Forschungsgegenstand der Alten Geschichte ist (und nicht nur der Byzantinistik, welche auch die Zeit bis 1453 untersucht), werden selten Lehrveranstaltungen zum Oströmischen Reich angeboten. Im Zentrum des Seminars soll die Stadt Konstantinopel stehen. Mit literarischen und numismatischen Überlieferungen können wir ihre politische Geschichte nachzeichnen. Archäologische Zeugnisse, wie Überreste von Gebäuden und Befestigungen, können wiederum ein Bild des Herrschersitzes vermitteln. Als Themen für die zu schreibenden Hausarbeiten bieten sich an: Konstantin und die Verlegung seiner Residenz; die Reichsteilung von 395; einzelne Herrscher des Oströmischen Reiches, Religionspolitik und Christianisierung; oder Stadtbau und Stadtentwicklung Konstantinopels. Zur Vorbereitung werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer grundlegende Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte üben und ihre Kenntnisse zur Spätantike, insbesondere zum Oströmischen Reich und zum Aufstieg des Christentums, vertiefen.
Literatur:
W. Ball, Rome in the East: Transformation of an Empire, London/New York 22016;
J. B. Bury, History of the Later Roman Empire: From the Death of Theodosius I to the Death of Justinian, Bd. 1-2, New York 1958;
G. Dagron, Naissance d'une capitale, Paris 1974;
A. Demandt, Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian (284-565 n. Chr.), München 22017;
D. J. Georgacas, The Names of Constantinople, in TAPA 78, 1947, S.347-367;
J. Harris, Constantinople: Capital of Byzantium. London/New York, 22017;
R. Janin, Constantinople Byzantine, Paris 21964;
R.-J. Lilie, Byzanz: Geschichte des oströmischen Reiches
326-1453
, München 1999;
P. Schreiner, Konstantinopel. Geschichte und Archäologie, München 2007.
Von ‚A‘ wie Augustinus bis ‚Z‘ wie Zosimos: Die großen Werke der Spätantike [ Link ]
Übung Epochenmodul Antike
SoSe 2018
Donnerstag 16-18 Uhr
Beginn: 19.10.2017
Hauptgebäude - Übungsraum 1, VZ
Kommentar:
In der Übung setzen sich die Studierenden mit der Literatur der Spätantike (4.-6. Jh.) auseinander, welche durch einen letzten Höhepunkt der lateinischen Prosa (die Res gestae des Ammianus Marcellinus) und durch die Entwicklung neuer Gattungen (beispielsweise Kirchengeschichte, Hagiographien und Breviarien) gekennzeichnet ist. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gewinnen durch Lesehausaufgaben und die Übernahme von Referaten (mit schriftlichen Ausarbeitungen) einen Überblick über die vielfältigen Werke, die am Ende der Epoche verfasst wurden. Für die Analyse bieten sich etwa die Autoren Ammianus Marcellinus, Augustinus von Hippo, Orosius, Eusebiusvon Caesarea, Zosimos und Prokop an, sowie die Historia Augusta unddas Corpus iuris civilis des Justinian. Die Quellen sollen in ihren jeweiligen historischen Kontext eingeordnet werden; außerdem wird zu fragen sein, welche Intention die Literaten bei der Abfassung ihrer Werke hatten und wie sich diese von älteren und zeitgenössischen Schriften unterschieden. Im Laufe des Semesters werden die Studierenden grundlegende Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte üben und ihre Kenntnisse zur Spätantike erweitern.
Literatur:
Michael von Albrecht, Geschichte der römischen Literatur: von Andronicus bis Boethius; mit Berücksichtigung ihrer Bedeutung für die Neuzeit, Bd. 2, München 21994;
Manfred Fuhrmann: Geschichte der römischen Literatur, Stuttgart 2005;
Reinhart Herzog (Hg.): Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literatur von 284 bis 374 n. Chr. (Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Bd. 5), München 1989;
Michael Grant, Klassiker der antiken Geschichtsschreibung, München 1973;
Otto Lendle, Einführung in die griechische Geschichtsschreibung. Von Hekataios bis Zosimos, Darmstadt 1992;
Andreas Mehl, Römische Geschichtsschreibung, Stuttgart 2001;
Klaus Sallmann (Hg.), Die Literatur des Umbruchs. Von der römischen zur christlichen Literatur. 117 bis 284 n. Chr. (Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Bd. 4), München 1997;
Markus Sehlmeyer, Geschichtsbilder für Pagane und Christen. Res Romanae in den spätantiken Breviarien, Berlin/New York 2009.
Rom und das Reich der Sasaniden [ Link ]
Proseminar Epochenmodul Antike
WiSe 2017/18
Donnerstag 14-16 Uhr
Beginn: 19.10.2017
Hauptgebäude - KTF - Seminarraum 4
Kommentar:
Das Proseminar beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen den persischen Sasaniden und den Römern nach
der sogenannten „konstantinischen Wende“ im vierten Jahrhundert. Ein zu untersuchender Aspekt wird die Religionspolitik der beiden Reiche sein. Während der christliche Glaube in Rom immer mehr dominierte, kam es
im Iran unter Schapur II. zu einer Christenverfolgung. Letzteres legen zumindest die Akten persischer Märtyrer nahe, die allerdings nicht immer zuverlässig sind. Welche Bedeutung die Religion in den Auseinandersetzungen der Römer mit den Sasaniden hatte, ist eine der Fragen, denen im Verlaufe der Lehrveranstaltung nachzugehen sein wird. Als zentrale Quelle (auch in Hinblick auf diezu schreibenden Hausarbeiten) bieten sich die Res gestae des Ammianus Marcellinus an, der im Jahre 363 selbst am erfolglosen Feldzug des Kaisers Julian gegen die Sasaniden teilgenommen hat. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden im Proseminar grundlegende Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte üben und ihre Kenntnisse zur Spätantike, zum Aufstieg des Christentums sowie zu den römisch-persischen Kriegen vertiefen.
Literatur:
D. Brodka, Ammianus Marcellinus. Studien zum Geschichtsdenken im vierten Jahrhundert n. Chr.;
T. Daryaee, Sasanian Persia. The Rise and Fall of an Empire, London/New York 2009;
R. E. Payne, A State of Mixture, Christians, Zoroastrians, and Iranian Political Culture in Late Antiquity, Oakland 2015;
P. Pourshariati, Decline and Fall of the Sasanian Empire. The Sasanian-Parthian Confederacy and the Arab Conquest of Iran, London 2008;
Klaus Schippmann, Grundzüge der Geschichte des sasanidischen Reiches, Darmstadt 1990;
J. Wiesehöfer (Hg.), Ērān und Anērān. Studien zu den Beziehungen zwischen dem Sasanidenreich und der Mittelmeerwelt, Stuttgart 2006;
J. Wiesehöfer, Das antike Persien, Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Düsseldorf 2005; E. Winter/B. Dignas, Rom und das Perserreich. Zwei Weltmächte zwischen Konfrontation und Koexistenz, Berlin 2001.
Die Gesetze Drakons und Solons: Eine Übung zum frühen Athen [ Link ]
Übung im SoSe 2017
Donnerstag 14-16 Uhr
Hauptgebäude – Übungsraum 2.082
Kommentar:
„Denn beinahe auf alle Verfehlungen war nur eine Strafe gesetzt: der Tod [...] Daher erntete Demades später Beifall für sein Wort, Drakon habe seine Gesetze mit Blut, nicht mit Tinte geschrieben. Er selbst soll auf die Frage, warum er auf die meisten Vergehen die Todesstrafegesetzt habe, die Antwort gegeben haben, er hielte die kleinen Vergehen dieser Strafe für wert, und für die großen wisse er keine größere Strafe“ (Plut. Sol. 17; übers. v. K. Ziegler).
Waren die Gesetze Drakons tatsächlich so restriktiv, wie auch die Redensart von den „drakontischen Strafen“ nahelegt, oder hat Plutarch, der Jahrhunderte später lebte, die Bestimmungen nur nicht mehr verstanden? Ist das drakontische und solonische Deliktrecht nicht als Regulierung der Blutrache zu betrachten, um Möglichkeiten der Aussöhnung zu schaffen, immerhin gehörten Drakon und Solon zu den ersten Gesetzgebern, die zwischen vorsätzlicher und unbeabsichtigter Tötung differenzierten? Was lässt sich den erhaltenen Gesetzesfragmenten in Hinsicht auf das Familienrecht (Ehe, Erbe, Adoption etc.) im frühen Athen entnehmen? Welche Intention hatte Solon mit seinen Gesetzen zur Hybris und Stasis?
In der Übung werden ausgewählte Überlieferungen zu den Gesetzen Drakons und Solons diskutiert und in den historischen Kontext der frühen griechischen Poleis eingeordnet. Voraussetzung dafür ist die regelmäßige Vor- und Nachbereitung von Quellentexten und Forschungsliteratur. Am Ende der Lehrveranstaltung werden die Studierenden ihre Kenntnisse zur Antike (archaisches & klassisches Athen/frühe Gesetzgebung) vertieft und grundlegende Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte geübt haben.
Literatur:
Michael Gagarin/David Cohen (Hrsg.), Ancient Greek Law, Cambridge u.a. 2005;
Karl-Joachim Hölkeskamp, Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung im archaischen Griechenland, Stuttgart 1999;
John D. Lewis, Solon the Thinker. Political Thought in ArchaicAthens, London 2006; Eberhard Ruschenbusch, Solon: Das Gesetzeswerk – Fragmente. Übersetzung und Kommentar, Stuttgart 2010; Eberhard Ruschenbusch, Solonos Nomoi. Die Fragmente des solonischen Gesetzeswerkes mit einer Text- und Überlieferungsgeschichte, Wiesbaden 1966;
Charlotte Schubert, Solon, Tübingen 2012; Ronald Stroud, The Axonesand Kyrbeis of Drakon and Solon, Los Angelos/London 1979.
Von Romulus zur Republik. Erinnerungen an die römische Königszeit [
Link
]
Proseminar im WiSe 2016/17
Donnerstag 14-16 Uhr
Hauptgebäude – Übungsraum 3.078
Kommentar:
„Bei diesem Blut, das bis zu der Entehrung durch den Königssohn das reinste war, schwöre ich, und ich rufe euch, ihr Götter, zu Zeugen, daß ich [i. e. Brutus] L. Tarquinius Superbus mitsamt seinem verruchten Weib und seiner ganzen Nachkommenschaft mit Schwert und Feuer und jeder möglichen Gewalt verfolgen und nicht zulassen werde, daß diese oder jemand anders in Rom als Könige herrschen“ (Liv.1,59,1; übers. v. Hans J. Hillen).
Diesen sicher unhistorischen Schwur legte der Autor Livius um die Zeitenwende L. Iunius Brutus in den Mund, der die Stadt 509 v. Chr. von der Königsherrschaft befreit haben soll. Laut römischer Geschichtsschreibung gingen der freien Res publica sieben Könige voran, die Rom nach seiner Gründung im Jahre 753 v. Chr. regierten. Das Proseminar beschäftigt sich mit den Bildern, die in der deutlich jüngeren römischen Literatur zur Frühgeschichte Roms konstruiert wurden. Dazu lesen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgewählte Texte aus den Werken von Livius, Vergil, Cicero sowie Dionysios von Halikarnassos und untersuchen diese in Hinblick auf Bewertungen der Autoren, den Kontext der Darstellungen und auf wiederkehrende Motive. Eine Leitfrage soll sein, an was die antiken Autoren auf welche Weise „erinnern“ wollten. Am Ende der Lehrveranstaltung werden die Studierenden ihre Kenntnisse zur Antike vertieft und durch den kritischen Umgang mit Quellen und Literatur grundlegende Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte geübt haben.
Literatur:
Luciana Aigner-Foresti, Die Etrusker und das frühe Rom, Darmstadt 2003.
Jochen Bleicken, Geschichte der römischen Republik, München (3.Aufl.) 1988.
Klaus Bringmann, Geschichte der römischen Republik. Von den Anfängen bis Augustus, München 2002.
Tim J. Cornell, The Beginnings of Rome. Italy and Rome from the Bronze Age to the Punic Wars (c. 1000-264 BC), London/New York 1995.
Fritz Graf (Hrsg.), Mythos in mythenloser Gesellschaft. Das Paradigma Roms, Stuttgart/Leipzig 1993.
Frank Kolb, Rom. Die Geschichte der Stadt in der Antike, München 1995.
Robert M. Ogilvie, A Commentary on Livy. Books 1-5, Oxford 1965.
Persepolis: Zur Repräsentation beim König der Könige [ Link ]
Übung im SoSe 2016
Donnerstag 14-16 Uhr
Hauptgebäude - 2.082
Kommentar:
Nach Diodor sei Persepolis „die Hauptstadt des persischen Königreichs“, „die reichste Stadt unter der Sonne“ und für Alexander „die hassenswerteste aller Städte“ gewesen (Diod. 17,70,1-2). Als diese Darstellung im ersten Jh. v. Chr. verfasst wurde, hatte Persepolis schon längst an Bedeutung verloren, doch Vorstellungen von der Stadt sind offenbar noch Jahrhunderte nach ihrer Vernichtung unter Alexander im Jahre 330 v. Chr. tradiert worden. Sicher ist, dass Persepolis unter dem Herrschergeschlecht der Achaimeniden neben Susa und Pasargadai zu den wichtigsten Residenzstädten gehörte. Diese Orte werden in den antiken Überlieferungen fast ausschließlich in Zusammenhang mit den Konflikten zwischen Griechen und Persern erwähnt.
Auf Grundlage der literarischen Belege für die Herrschaftssitze wird in der Übung das Bild der Griechen von den Städten der Perser untersucht. Der Fokus der Betrachtung liegt auf den Darstellungen über die Zeit von den Perserkriegen am Anfang des 5. Jh. v. Chr. bis zum Alexanderzug, der im Jahre 334 v. Chr. begann. Das Thema „Repräsentation“ hat für den Untersuchungsgegenstand eine hohe Relevanz: Es wird analysiert, welche Zeichen der Macht (Herrschaftsinsignien, Proskynese, das Auftreten von Gesandtschaften, die Forderung nach „Erde und Wasser“) in den Quellen zu finden sind. Dabei ist zu reflektieren, dass die Textquellen eine griechische Perspektive zum Ausdruck bringen. Ausgewählte archäologische Zeugnisse wie der Tatenbericht des „Königs der Könige“ Dareios oder die Steinreliefs in Persepolis sollen eine Analyse der literarischen Konstruktionen erleichtern. Am Ende der Lehrveranstaltung haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Kenntnisse zur Antike vertieft und grundlegende Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte geübt.
Literatur:
Raban von Haehling, Repräsentation antiker Staaten: Persepolis und Athen, in: Jörg-Dieter Gauger/Justin
Stagl (Hrsg.), Staatsrepräsentation, Berlin 1992, S. 37-61.
Heidemarie Koch, Es kündet Dareios der König... Vom Leben im persischen Großreich, Mainz ³2000.
Josef Wiesehöfer, Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr., Düsseldorf 2005.
Karl-Wilhelm Welwei, Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis zum Beginn des Hellenismus, Paderborn 2011.
Fragmente ohne Parallelen: Singuläre Textquellen zur archaischen Tyrannis [ Link ]
Übung im WiSe 2015
Donnerstag 14-16 Uhr
Hauptgebäude – Übungsraum 2, VZ
Kommentar:
Fragmente sind unvollständige Quellenauszüge, die meist in Form von direkten und indirekten Zitaten überliefert sind und häufig den einzigen Zugang zu einer verlorenen Schrift bieten. Sie können Auskunft über Vorlagen von Autoren und Traditionslinien von Geschichten geben. Besonders wertvoll sind Fragmente, wenn sie über historische Ereignisse und Prozesse berichten, die aus keiner anderen Überlieferung bekannt sind. Personen aus der Antike wie Myrrhine von Samos, die eine Hetäre des hellenistischen Königs Demetrios Poliorketes war, oder Siphnos, nachdem eine Insel in der Ägäis benannt ist, werden ausschließlich in Fragmenten erwähnt. Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrH), die vom Altertumswissenschaflter Felix Jacoby herausgegeben wurden, bilden die maßgebliche Edition für die „Bruchstücke“ der historiographischen Werke.
In der Übung liegt ein Schwerpunkt der Untersuchung auf der archaischen Tyrannis, also der Zeit zwischen dem siebten und fünften Jahrhundert v. Chr., für die vielfach nur auf Fragmente zurückzugreifen ist. Es werden ausgewählte Zeugnisse in ihren historischen Kontexteingeordnet und mit Parallelüberlieferungen – sofern es solche gibt – verglichen, um Besonderheiten der Fragmente herauszuarbeiten. Die Erstellung historischer Kommentare soll Rückschlüsse auf die Gesamtwerke ermöglichen, aus denen die jeweiligen Textauszüge stammten. Mit dem Besuch der Lehrveranstaltung eignen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Kenntnisse zur griechischen Geschichte an und üben die Anwendung wissenschaftlicher Methoden. Sie bekommen die Gelegenheit mit Quellen zu arbeiten, die in der Forschung bisher kaum berücksichtigt wurden. Durch selbstständige Recherchen, inhaltliche Auswertungen und Präsentationen der Ergebnisse wird eine aktive Mitgestaltung der Übung durch die Studierenden ermöglicht. Griechischkenntnisse sind keine Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme.
Literatur:
Helmut Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1-2, München 1967.
Felix Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker, Berlin 1923f.
Otto Lendle, Einführung in die griechische Geschichtsschreibung: von Hekataios bis Zosimos, Darmstadt 1992.
Loretana de Libero, Die archaische Tyrannis, Stuttgart 1996.
Klaus Meister, Die griechische Geschichtsschreibung. Von den Anfängen bis zum Ende des Hellenismus, Stuttgart u. a. 1990.
Klaus Meister, Einführung in die Interpretation historischer Quellen. Schwerpunkt: Antike. Bd. 1 Griechenland, Paderborn u. a. 1997
Liebe zur Weisheit und Kritik am Bestehenden – Griechische Philosophie von den Vorsokratikern bis Epikur [ Link ]
Übung im SoSe 2015
Donnerstag 14-16 Uhr
Hauptgebäude - Seminarräume der Alten Geschichte
Kommentar:
Ohne die griechische Philosophie und ihrer Beschäftigung mit dem Ursprung der Welt, dem Ideal der Philosophenherrschaft und dem Glück des Einzelnen wäre die neuzeitliche Aufklärung durch Immanuel Kant und Jean-Jacques Rousseau nicht denkbar. Die vorchristliche Zeitwurde von Naturphilosophen, Sophisten, der Schule Platons und vielen anderen aufgeklärt. Ähnlich wie heute konnten aber schon damals Philosophien, die eine Ablehnung der Ordnung vorstellbar machten – so etwa diejenigen von Sokrates und Epikur – verdammt werden, während andere Lehren – wie die der Stoiker, die in späterer Zeit mit Marc Aurel sogar einen römischen Princeps als Vertreter hatten – offenbar in Einklang mit der Ordnung standen. In der Übung werden nicht die einzelnen Philosophen in den Mittelpunkt der Untersuchung gestellt, sondern die Entwicklung der verschiedenen Philosophien sowie ihre Einordnung in ihren jeweiligen historischen Kontext zwischen dem frühen sechsten Jahrhundert v. Chr. und dem Ende des Hellenismus. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nähern sich im Verlaufe des Semesters einem bedeutenden Teil der Ideengeschichte, erwerben Kenntnisse der griechischen Historie und erlernen grundlegende Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte. Für eine erfolgreiche Teilnahme werden keine Griechischkenntnisse vorausgesetzt.
Literatur:
J. Annas, Kurze Einführung in die antike Philosophie, Göttingen 2009.
M. Erler/A. Graesar (Hrsg.), Philosophen des Altertums. Von der Frühzeit bis zur Klassik. Eine Einführung, Darmstadt 2000.
A. A. Long (Hrsg.), Handbuch frühe griechische Philosophie. Von Thales bis zu den Sophisten (übers. a. d. Engl. v. K. Hülser), Stuttgart/Weimar 2001.
D. Lotze, Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis zum Hellenismus, München (4. Aufl.) 2000.
F. Ricken, Antike Skeptiker, München 1994.
W. Ries, Die Philosophie der Antike, Darmstadt (2. Aufl.) 2010.
W. Röd (Hrsg.), Geschichte der Philosophie, Bd. 1-3, München 1976-1985.
F. Schupp, Geschichte der Philosophie im Überblick, Bd. 1: Antike, Hamburg 2003.
Herodes, König von Judäa, Freund der Römer [ Link ]
Proseminar im WiSe 2014/15
Donnerstag 14-16 Uhr
Hauptgebäude - 3.081
Kommentar:
Manchmal haben bedeutende Persönlichkeiten komplexe Identitäten. Mit Sicherheit trifft dies auf Herodes "den Großen" (73-4 v. Chr.) zu: Der hellenistisch geprägte König war idumäisch-nabatäischer Abstammung, hatte einen griechischen Namen, war jüdischen Glaubens und galt als Freund der Römer. Sein multiethnisches Reich führte er ab 40 v. Chr. erfolgreich durch unruhige Zeiten, ohne dass ihm innenpolitische Konflikte, Grenzstreitigkeiten oder die römischen Bürgerkriege dauerhaft schadeten. Herodes überlebte Caesar, Marc Anton sowie Kleopatra, er machte sich Octavian-Augustus zum Freund und blieb länger an der Macht als die meisten anderen Herrscherseiner Zeit. Zwar trug er seine Krone nur auf Gnaden Roms, doch hatte er für die Verwaltung Judäas freie Hand.
Das Seminar widmet sich der Frage, wie Herodes eine Position bei den Römern einnehmen konnte, die kein anderer Klientelkönig in der Geschichte erreichte. Wie gelang es ihm, die weitgehende Autonomie im Inneren seines Reiches zu verteidigen und gestärkt aus den politischen Krisen des ersten Jahrhunderts v. Chr. hervorzugehen? Für eine Annäherung an das Thema eignen sich als Quellen insbesondere De Bello Judaico sowie Antiquitates Judaicae von Flavius Josephus. Im Verlaufe des Seminars werden auch die grundlegenden Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte vorgestellt und angewendet.
Literatur:
Ernst Baltrusch, Herodes. König im Heiligen Land. Eine Biographie, München 2012.
Klaus Bringmann, Die Geschichte der Juden im Altertum. Vom babylonischen Exil bis zur arabischen Eroberung, Stuttgart 2005.
Linda-Marie Günther (Hrsg.), Herodes und Rom, Stuttgart 2007.
Linda-Marie Günther, Herodes der Große, Darmstadt 2005.
Von Assyrern, Medern und Persern: Fremdenbilder der griechischen Historiographie in klassischer und hellenistischer Zeit [
Link
]
Übung imSoSe 2014
Donnerstag 14-16 Uhr
Hauptgebäude – Seminarräume der Alten Geschichte
Kommentar:
Jede Historiographie, die den Anspruch verfolgt, das unter Menschen Geschehene möglichst vollständig darzustellen, beginnt mit der Geschichte der frühesten asiatischen Königreiche. Dies ist beim ersten Historiker Herodot von Halikarnass im fünften Jahrhundert v. Chr. nicht anders als bei Diodor vor der Zeitenwende. Die antiken Autoren berichten von fremden Herrschern wie Semiramis, Sardanapal, Astyages und Kyros, die Asien regierten, lange bevor Griechen und Römer zu bedeutenden Mächten aufstiegen. Im Verlaufe der Zeit änderten sich jedoch die Darstellungen dieser alten Könige und ihrer Reiche. Es entstanden verschiedene Erzähltraditionen, die wohl auch mit einem Wandel des griechischen Fremdenbildes zusammenhängen. Inder Übung wird auf Grundlage der literarischen Überlieferungen untersucht, wie sich die Wahrnehmung von "Fremdheit" in klassischer und hellenistischer Zeit entwickelte. Dazu bieten sich als Quellenneben Herodot und Diodor auch ausgewählte Fragmente des Ktesias von Knidos und Nikolaos von Damaskus an. Griechischkenntnisse sind erwünscht aber keine Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme an der Übung.
Literatur:
Reinhold Bichler, Herodots Welt: Der Aufbau der Historie am Bild der fremden Länder und Völker, ihrer Zivilisation und ihrer Geschichte, Berlin ²2001. Klaus Meister, Die griechische Geschichtsschreibung. Von den Anfängen bis zum Ende des Hellenismus, Stuttgart u. a. 1990.Yoshiro Nakamura, Xenosophie. Bausteine für eine Theorie der Fremdheit, Darmstadt 2000. Wolfgang Schadewaldt, Die Anfänge der Geschichtsschreibung bei den Griechen, Frankfurt a. M. 1982.
Augustus und die Transformation der römischen Republik zum Prinzipat [ Link ]
Proseminar im WiSe 2013/14
Hauptgebäude - Übungsraum 1, VZ
Montag 10-12 Uhr
Kommentar:
Transformation‘ umfasst als Oberbegriff alle Aspekte der Veränderung eines Systems und seiner Subsysteme (Merkel 2010: 66 & Sandschneider1995: 38). Als Octavian/Augustus im Jahre 27 v. Chr. seine Sonderbefugnisse, die er während der römischen Bürgerkriege (133-30 v. Chr.) erhalten hatte, wieder abgab, war die Republik zwar formal wiederhergestellt, aber in Wirklichkeit war diese Maßnahme nur Teil eines grundlegenden Transformationsprozesses der Republik zum Prinzipat, der Alleinherrschaft des ersten Bürgers. Welche Determinanten diesen Transformationsprozess begleiteten, welche politischen Kontinuitäten und Brüche es gab, wie das neue Systemfunktionierte und konsolidiert wurde, sind Fragen, denen im Proseminar nachgegangen werden soll. Dabei werden die grundlegenden Methoden und Arbeitstechniken der Alten Geschichte vorgestellt und angewendet. Zum Erlernen des kritischen Umgangs mit Quellen bietet sich die Lektüre der Res gestae, des Tatenberichts des Augustus, an, weil das Selbstzeugnis des Princeps eindrucksvoll den propagandistischen Versuch offenbart, die einschneidende Veränderung der politischen Verhältnisse in Rom zu verschleiern. Eine trilinguale Edition der Quelle (Lateinisch, Griechisch, Deutsch) ist kostengünstig erhältlich und sollte für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar angeschafft werden.
Literatur:
Augustus, Res gestae. Tatenbericht (Monumentum Ancyranum). Lat./Gr./Dt., übers., komm. u. hrsg. v. Marion Giebel, Stuttgart 2007.
Wolfgang Merkel, Systemtransformation, Wiesbaden ²2010.
Eberhard Sandschneider, Stabilität und Transformation politischer Systeme, Opladen 1995.
Klaus Bringmann/Thomas Schäfer, Augustus und die Begründung desrömischen Kaisertums, Berlin 2002.
Dietmar Kienast, Augustus. Prinzeps und Monarch, Darmstadt ³1999.
Heinrich Schlange-Schöningen, Augustus, Darmstadt 2000.